Die Eisenbahn kommt nach Aubing - der ehemalige Bahnhof

Der Eisenbahnanschluss von Aubing geht auf das Bahngesetz vom 29.04.1869 zurück. Nach diversen Vorplanungen wurden dabei im großen Umfang die Grundlagen für nicht weniger als 22 neue Bahnstrecken in Bayern gelegt. Eine davon war die Strecke von München über Buchloe und Memmingen bis zur württembergischen Grenze. Hintergrund war der Gedanke, dass diese Linie später weiter gezogen bis an den Bodensee und Rhein größeren wirtschaftlichen und militärischen Nutzen bringen würde.

Die Bauoberleitung hatte dabei der königliche Eisenbahnbaudirektor Karl von Dyck. Der Deutsch-Französische Krieg war gerade erst beendet, als der (vorerst) eingleisige Bau im Sommer 1871 begonnen wurde. Zuvor hatte sich durch entsprechenden Grunderwerb die Bahn vorausschauend bereits die Grundlage für einen späteren zweigleisigen Ausbau schon gesichert. Nach einer Kosten- und Nutzungsanalyse war auch – neben Fürstenfeldbruck, Grafrath, Türkenfeld, Schwabhausen, Epfenhausen (als Sammelbahnhof für mehrere Gemeinden) und Kaufering – eine Bahnhofsstation für Aubing vorgesehen. 1872 begann man mit dem Bau und ein Jahr später erfolgte die Fertigstellung. Alle Bahngebäude entlang der Trasse waren nach einem Schema geplant und ausgeführt. Man konnte dadurch Planungszeit gewinnen und die Baukosten besser kalkulieren. Damit war auch eine Einheitlichkeit der Gebäude gegeben. Als Architekt war Georg Friedrich Seidel verantwortlich. Auch der Pasinger Bahnhof, der zeitgleich entstand, ist ein Werk von ihm.

Da man für Aubing nicht mit allzu viel Personenverkehr rechnete, sondern vor allem mit der Verfrachtung von Torf, war der Bahnhof entsprechend klein. Er besaß jedoch eine Postexpedition. Es handelte sich um einen Backsteinbau, nur teilweise unterkellert, quadratisch (mit 10,8 m Seitenlänge), mit Erd- und Obergeschoß. Unten befand sich ein Wartesaal für die Reisenden, oben die Wohnung für den Bahnhofvorstand und den Bahnhofsschaffner. Zu den Bahnhofsanlagen gehörten auch noch drei Schrankenwärterhäuschen. Die Fahrtzeit bis zum Münchner Bahnhof betrug damals 23 Minuten. Nicht unwichtig für Aubing: Man war nun auch an das Telegraphennetz angebunden! Der Tag der feierlichen Eröffnung indes verlief allerdings ganz und gar nicht wie vorgesehen, wie man einer Nachfrage vom 14.5.1873 entnehmen kann.

Die Gesamtstrecke hatte von Beginn an ein hohes Verkehrsaufkommen. Zusammen mit der Strecke Buchloe-Lindau war sie Teil der schnellsten Verbindung zwischen München und der Schweiz und wurde daher ab Eröffnung von internationalen Fern- und Güterzügen befahren. Aus einem alten Taschenfahrplan (unten) kann man sehen, welche Orte nun mit der Eisenbahn erreichbar waren.

Es dauerte dann ganze 25 Jahre, bis der zweispurige Ausbau der Strecke erfolgte (1899/ 1900). Damit einher ging aber auch die Erweiterung des Bahnhofgebäudes. Insbesondere die Post- und Telegraphenstation brauchte mehr Platz. Dazu vergrößerte man das Gebäude auf eine Länge von 18,8 Meter und erhöhte es auch um ein zweites Stockwerk. Jetzt gab es einen Schaltervorplatz, einen zweiten Wartesaal (somit für II. und III. Klasse) und weitere Wohnungen für das Dienstpersonal.

Nach Einführung der S-Bahn (1967 bis 1972) und der damit verbundenen dichteren Zugfolge und Umbaus der Bahnanlage (Rückbau) verlor der Bahnhof seine letzten bisher verbliebenen Funktionen und wurde mehr und mehr vernachlässigt. Letztendlich wurde er im Herbst 1978 abgerissen.

Quellen- und Literaturverweis:

Ein Jahrhundert wird mobil, Hrsg. Pasinger Fabrik, Buchendorf Verlag, 1984
150 Jahre Bahnlinie 1873 -2023, Hrsg. Aubinger Archiv e.V., 2023
Wikipedia: Bahnstrecke München – Buchloe, Stand Aug. 2023

Fotonachweis:
Die Bilder wurden freundlicherweise vom Aubinger Archiv e.V. zur Verfügung gestellt